Direkte und indirekte Kommunikation und ihre Auswirkungen - Teil 2
Ja sagen
Ja und Nein sind doch universell verständlich – oder etwa nicht? So einfach ist das leider nicht. Je nachdem, mit wem man spricht, kann ein Ja etwas anderes bedeuten.
Deutsche kommunizieren in der Regel sehr direkt. Wir sagen, was wir denken, und reden nicht um den heißen Brei herum. Auch mit Kritik sind wir nicht zurückhaltend – in der Regel können wir gut trennen zwischen der Kritik an uns als Personen oder an unserer Arbeit. Wir erwarten auch von unseren Gesprächspartnern, dass sie uns beim Wort – und damit ernst – nehmen.
Im ersten Teil sind wir bereits auf die verschiedenen Möglichkeiten eingegangen, wie ein Nein ausgedrückt werden kann. In diesem Artikel widmen wir uns der Frage, wie in verschiedenen Kulturen ein Ja ausgedrückt wird – und was damit gemeint ist.
In Teil eins haben wir schon gesehen, dass die Körpersprache nicht universell ist. Dies ist auch beim Ja sagen der Fall. In Deutschland wird ein Ja mit einem Kopfnicken bestätigt, in Rumänien hingegen mit einem Kopfschütteln.
Dass ein Nein aus Höflichkeit nicht direkt gesagt wird, lässt sich vielleicht noch ganz gut nachvollziehen. Aber dass dies auch bei Ja so ist, ist vielleicht nicht ganz so bekannt.
Fragt man in Indien z.B. nach dem Weg, so wird man definitiv eine Antwort bekommen, auch wenn der Gefragte nicht die leiseste Ahnung hat, wo sich der gesuchte Ort befindet. Es wäre zu unhöflich, Nein zu sagen, und so antwortet man lieber irgendetwas, als zu gestehen, dass man die Antwort tatsächlich nicht weiß
Auch in China ist ein Ja nicht unbedingt als verbindliche Zusage zu verstehen. Es kann von „Ja, ich habe dich gehört“ über „Ja, Ich vergleiche die Preise“ bis hin zu „Ja, ich werde darüber nachdenken“ vieles bedeuten – verbindlich ist es aber eher nicht.
Umgekehrt kann ein von Deutschen geäußertes direktes Ja unhöflich wirken. Nimmt man z.B. eine Einladung direkt an, wirkt das in vielen Kulturen gierig. In Lateinamerika ist es z.B. höflicher, erst ein paar Mal höflich abzulehnen, und sich bitten zu lassen. Dies gibt dem Einladenden die Möglichkeit, die Ernsthaftigkeit der Einladung zu betonen, bzw. still und leise davon wieder zurück zu treten, indem man sie nicht wiederholt.
Auch hier gilt es, im Zweifelsfall lieber noch einmal nachzufragen. Sarah Kuhnert, Interkulturelle Trainerin bei den Carl Duisberg Centren, rät auch hier, das Gesagte mit eigenen Worten noch einmal zusammen zu fassen. „Gehen Sie lieber auf Nummer sicher. Fragen Sie nach, ob Sie richtig verstanden haben“
Sie sehen, auch wenn Ja und Nein eindeutig erscheinen, so einfach ist es nicht. Gerade in interkulturellen Begegnungen sollte man scheinbar eindeutige Antworten gegebenenfalls hinterfragen. Denn nicht alles ist so eindeutig, wie es scheint.