Hybride interkulturelle Trainings: Herausforderungen und Chancen

Ein Interview mit Katarina Lerch, Leiterin Interkulturelles Training bei den Carl Duisberg Centren

Hybride Trainings stellen Trainer*innen vor besondere Herausforderungen, bieten für die Teilnehmenden aber auch großen Mehrwert. Im Interview erläutert Katarina Lerch, Leiterin der Abteilung Interkulturelles Training bei den Carl Duisberg Centren, wie man diesen Herausforderungen begegnet und zeigt einige Best Practices auf. 

Gerade bei remote arbeitenden Teams spart man sich mit hybriden Trainings ja einiges an Zeit und Reisekosten. Die Team-Mitglieder müssen nicht reisen, sondern können sich aus der Ferne dazu schalten. Aber wo liegen hier die Herausforderungen?

Bei einem hybriden Training muss man viel stärker in das technische Setup investieren. Einfach einen Rechner mit Video-Software in den Raum zu stellen, das reicht nicht. Die Tonqualität eines normalen Raummikrofons ist in der Regel nicht gut genug, auch die Laptop-Kamera reicht nicht aus. Im schlimmsten Fall steht der Trainer oder die Trainerin die ganze Zeit mit dem Rücken zur Kamera, Hintergrundgeräusche machen das Zuhören unmöglich und durch das Setup können die zugeschalteten Teilnehmenden auch nicht ordentlich integriert werden. Ein solches Szenario ist anstrengend und demotivierend für alle Beteiligten.

Wie lässt sich so ein Fall vermeiden?

Wichtig ist vor allem, dass man im Vorfeld recht genau weiß, wie das Setup aussehen wird: Wie viele Menschen sind vor Ort? Wie viele werden zugeschaltet? Und wie ist die technische Ausstattung im Seminarraum mit Kamera und Bildschirmen? Diese Dinge beeinflussen in hohem Maße, wie interaktiv das Training gestaltet werden kann und wie stark die remote zugeschalteten Teilnehmenden eingebunden werden können. 

Wie sieht das in der Praxis dann genau aus?

Vor einer Weile habe ich ein Training mit einem vorbildlichen Setup erlebt. Ca. 1/3 der Teilnehmenden war remote zugeschaltet, 2/3 waren im Seminarraum anwesend und die technische Ausstattung war beeindruckend: Die Audioanlage ermöglichte es, dass man von überall im physischen Raum gehört wurde und übertrug Gespräche aus dem virtuellen Raum in Echtzeit und sehr guter Qualität. Die Kamera deckte einen Großteil des Geschehenes ab und übertrug das Ganze auf den Bildschirm, wo auch die zugeschalteten Teilnehmenden zu sehen waren.

Und mit diesem Setup ließ sich tatsächlich Interaktivität herstellen?

Oh ja! Sogar Rollenspiele funktionierten einwandfrei. Auch hier waren die Gruppen hybrid: Ein Teil der Gruppe saß im Seminarraum, und ein anderer war remote dabei – und sie haben das Rollenspiel gemeinsam erarbeitet und vorgestellt.

Welche Anforderungen stellen hybride Trainings denn an Trainer*innen und ihre Methoden?

Sie müssen sich viel stärker darauf konzentrieren, wirklich alle Teilnehmenden einzubeziehen: Das beeinflusst die Methoden, mit denen sie Interaktivität herstellen. Denn für die Teilnehmenden an den Rechnern ist es viel schwieriger, die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten – zu schnell beantwortet man hier eine Mail oder da eine Chatnachricht. Und das beeinträchtigt das Lernergebnis. Daher erfordert es bei der Durchführung hybrider Trainings mehr Konzentration und Flexibilität von Seiten der Trainer*innen.

Wie schätzt du die Bedeutung hybrider Trainings ein?

Hybride Trainings werden immer wichtiger, ganz klar. Denn immer mehr Unternehmen lagern Geschäftsbereiche ins Ausland aus, und haben damit international diverse Teams, die trotzdem eng zusammenarbeiten müssen. In dieser Konstellation ist es nicht mehr so leicht möglich, alle vor Ort zusammen zu bekommen. Daher wird diese Form des Trainings in den nächsten Jahren vermutlich weiter zunehmen. Und darauf müssen Trainer*innen vorbereitet sein. 

Hast du hier einen Tipp?

Wie schon gesagt, hybride Trainings erfordern andere Methoden als reine Online- oder Offline-Trainings. Diese neuen Herausforderungen bedürfen einer guten Vorbereitung. Hierfür gibt es Weiterbildungen und Zertifizierungen, z. B. unsere hauseigene Trainerzertifizierung, die dieses Trainingsformat gezielt mit in den Fokus nimmt. 

Vielen Dank für das Gespräch!