Interkulturelles Know-how: 10 Tipps - Teil 1

Do’s & Dont’s und Stereotype

Niederländische Kollegen, britische Chefs, indische Zulieferer: Interkulturelle Erfahrungen sind sehr bereichernd, können aber auch frustrierend sein und zu Missverständnissen führen. Besonders in der internationalen Zusammenarbeit ist interkulturelles Know-how wichtig. Wenn es bei einem internationalen Joint Venture an interkultureller Sensibilität mangelt, dann kann das Vorhaben im schlimmsten Falle daran scheitern.

Unsere Interkulturelle Trainerin Katarina Lerch weiß, dass der Weg zu interkulturellem Verständnis holprig sein kann. Sie antwortet auf die häufigsten Reaktionen ihrer Seminarteilnehmer.

1) Ich kann doch einfach ein paar Do’s & Dont‘s lernen!

Das mit den Do‘s & Don’ts ist so eine Sache. Sie geben einen ersten wichtigen Einblick in die Gepflogenheiten einer Kultur. Allerdings können sie den tieferen Blick in die Kultur und das Hintergrundwissen über Traditionen und Bräuche nicht ersetzen. Muss jemand längere Zeit in einer fremden Kultur leben, reichen Do‘s & Don‘ts nicht aus, denn eine Anpassung oder Integration erfordert ein tiefergehendes Verständnis der neuen Kultur. Eine umfassende allgemeine interkulturelle Sensibilisierung vermittelt überall anwendbare Kommunikationsstrategien und öffnet damit die Tür für alle Kulturen.

2) Stereotype? Habe ich nicht!

Stereotype sind Kategorien, in die wir Menschen einordnen. Das Wort kommt übrigens aus dem griechischen und kann etwa mit „starres Muster“ übersetzt werden. Während in Stereotypen oft ein Funken Wahrheit steckt, sind sie dennoch nicht die Regel und können eine Nationalität nicht verallgemeinern. So sagt man über die Deutschen, sie seien immer pünktlich, ehrlich und direkt und Franzosen lieben das Leben, sind Feinschmecker und mürrisch.

Stereotypen können als Hilfsmechanismus genutzt werden. Gefährlich wird es aber, wenn Bewertungen dazukommen. Zu leicht rutscht die Stereotypisierung in Vorurteile, über Diskriminierung hin zu Rassismus. Und das ist in der Tat extrem gefährlich.

3) Ich bin gar nicht typisch (Deutsch)!

Das Wort „typisch” ist im Wort Stereotypisierung enthalten. Keiner ist in allen Aspekten seiner Kultur typisch. Ihr Verhalten ist eher typisch für Ihre Familie, die wiederum in eine Kultur eingebettet ist. Manche werden erst auf ihre „Kultur-typischen“ Verhaltensweisen hingewiesen, wenn sie ihre Herkunftskultur verlassen. Gerade dann werden deutsche Eigenschaften auf einmal wahrgenommen.

Im Laufe unseres Lebens können wir alte Gebräuche und Sitten ablegen und uns neue zulegen. Was wir wahrscheinlich nicht so leicht können, ist das abzulegen, was uns unsere Familie und unser nahes Umfeld als „richtig und gut” beigebracht haben, denn darauf hatten wir als Kleinkind keinen Einfluss.

4) Ich kenne Leute aus dieser Kultur - sie sind aber gar nicht so!

Natürlich sind „die anderen“ genauso wenig alle gleich wie „die Deutschen“. In jeder Kultur gibt es den Mainstream und die Subkulturen. Meist existieren gegenläufige Tendenzen nebeneinander sowie Abstoßungs- und Anpassungsprozesse innerhalb einer Kultur.

Vielleicht wollen die Bekannten gerade „anders“ sein? Vielleicht leben sie schon länger fern der „Heimat”? Vielleicht sind sie gerne neugieriger und anpassungsfähiger?

5) So wie die anderen das machen ist doch unlogisch!?

Die „Logik” selbst ist ein westlicher Wert. Die europäische Kultur ist seit der Antike von Platon oder Sokrates geprägt. Währenddessen haben außereuropäische Kulturen eine eigene Logik und andere Problemlösungsmethoden entwickelt. Wir empfinden das Handeln anderer daher als „unlogisch“, weil wir es mit unserem Wissen und unseren Denkmethoden nicht so einfach nachvollziehen können.

Lesen Sie in Teil 2 Tipps zu interkulturellen Gepflogenheiten und welche Rolle die eigene kulturelle Brille spielt.

 

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